
Virtual Couture
Wie passt das Virtuelle mit der Mode zusammen? Sind nicht die Erfassung von Material und Bewegung, sogar die Haptik und das Geräusch von Stoffen nötig, um Mode in ihrer Gesamtheit erfassen zu können? Im Gegensatz dazu wirkt das Virtuelle oft mechanisch, kühl und emotionslos. Was also macht den besonderen Reiz aus, diese beiden Pole miteinander zu verbinden? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, die sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven nähert.
Ausstellungsdetails
Ausgangspunkt für die Ausstellung war das Forschungsprojekt „Virtual Couture. 3D digitale Rekonstruktion und Animation“, das 2024 durchgeführt wurde.
Aus dem Sammlungsbestand wurden unveröffentlichte Stücke aus dem späten 18. Jahrhundert, sowie Mode der 1920er Jahre für die Animationen verwendet. Darunter Modelle von Modeikonen wie Gabrielle Chanelle, Jeanne Lanvin und Madame Grès, welche vorab in ihrem historischen Kontext und zeitgenössischer Historie erschlossen und vermaßt wurden, um sie schließlich dreidimensional abbilden zu können. Dieser Ansatz ermöglicht es dem Kunstgewerbemuseum Berlin erstmals, Mode in Bewegung zu zeigen und einen tieferen Einblick in diesen bedeutenden Sammlungsbestand geben zu können.


Haute-Couturekleid aus der Herbst/Winter-Kollektion 1976/77 von Madame Grès, Detail © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum

Mode ist Bewegung. Veränderung. Interpretation. Die Ausstellung „Virtual Couture – Mode neu inszeniert“ zeigt Mode als vielschichtiges, wandelbares Medium – analog wie digital, real wie virtuell. Im Zentrum stehen fünf historische Kleider, die durch zeitgenössische Adaptionen ergänzt werden – sowohl in digitaler Form als auch als physische Objekte. Diese Adaptionen nähern sich den Ursprungsstücken auf unterschiedliche Weise: mal experimentell, mal formal, stets als kreative Auseinandersetzung mit dem historischen Original.
Doch es ist nicht nur die Mode selbst, die hier zur Schau gestellt wird – sondern auch die Art, wie sie präsentiert wird.

Die Ausstellung selbst bricht mit klassischen Präsentationsformen und setzt auf eine szenografisch durchdachte Rauminszenierung: Ein modular aufgebautes Rohrsystem zieht sich als gestalterisches Grundelement durch die Räume – klar in seiner Form, funktional in seiner Struktur, wiederverwendbar im Sinne nachhaltiger Ausstellungsplanung.


Modul Details

Hauptelemente sind dabei die Podeste. Diese sind zentral im Fokus und stellen die 5 Kleidungsstücke ideal in den Fokus.

Die rechteckigen Stehelemente unterstützen dann starr und zurückhaltend die Ausstellung durch die vielseitige Einsetzbarkeit: für die Inszenierung von digitalen Inhalten, verschiedene Interpretationen, Texte und andere Möglichkeiten.
Besondere Exponate fordern individuelle Lösungen - so auch für dieses Exponat. Ein 3,50m hohes Gerüst, welches die Stoffbahnen trägt und ihnen die Bühne gibt, welche sie für die individuelle Inszenierung an den Besuchenden verlangt.

Es dient nicht nur als ästhetisches Gerüst, sondern bietet durch die reduzierte Formsprache einen klaren Fokus auf den Inhalt und stellt diesem so eine Bühne für digitale Visualisierungen, physische Objekte und zeitgenössische Adaptionen zur Verfügung.
Die szenografische Umsetzung spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie ermöglicht eine offene, experimentelle Auseinandersetzung mit Mode, ihren historischen Einflüssen und ihrem Potenzial in der analogen wie digitalen Zukunft.

Anstelle eines traditionellen roten Fadens führt ein symbolisches Kabelsystem durch die Ausstellung. An der Decke installiert, leitet es Besucher:innen visuell und inhaltlich durch die verschiedenen Stationen. Es steht sinnbildlich für den Übergang von der stofflichen zur virtuellen Mode hin zu ihren Interpretationen.
Virtual Couture ist eine Einladung Mode als stetig wachsendes System zu begreifen: Als Zusammenspiel von Handwerk und Technologie, Stoff und Pixel, Tradition und Innovation, Vergangenheit und Zukunft.
