
Foto ©Marie Grob
Morari
Haltestellen sind alltägliche Orte mit hohem Nutzungsgrad – doch oft funktional unterversorgt. Trotz Bedachung und Sitzmöglichkeiten entstehen informelle Nutzungen: Menschen lehnen sich an Geländer, sitzen auf Bordsteinkanten oder improvisieren Lernräume.
Genau hier setzt Morari (lat. verweilen) an: Die Serie nutzt bestehende genormte Haltestellengeländer als Schnittstelle und schafft so neue Aufenthaltsqualitäten – flexibel, niedrigschwellig und bedürfnisorientiert.

Foto ©Jonathan Dahle

Die Serie besteht dabei aus modularer Sitz- und Lehnelementen, die Haltestellen im urbanen Raum neu denken.

Morari entstand im Rahmen des Themenjahres „Baukultur“ 2023 des Kulturlandes Brandenburgwährend eines experimentellen Kursformats „Urban Parasites“, das sich mit der Revitalisierung und Aneignung urbaner Räume beschäftigt. Das diente als Einladung, bekannte Gestaltungspfade zu verlassen und neue Denkweisen zu erproben. Ziel war es, einen andersartigen Entwurfsprozess zu entwickeln – offen und explorativ.


Prozess
In mehreren Design-Sprints wurde mit der KI-Anwendung Midjourney gearbeitet, um erste visuelle Impulse, Stimmungen und Formideen zu generieren. Der Einsatz künstlicher Intelligenz ist ein spannender Perspektivwechsel – Midjourney erwies sich dabei als kraftvoller Impulsgeber, der dabei half, gewohnte Denkmuster zu durchbrechen und intuitiver mit Form, Material und Atmosphäre umzugehen.

Die Gestaltung von Morari entstand bewusst ohne direkte Einflüsse der KI – aus Skizzen, Modellen, Diskussionen und iterativen Entscheidungen heraus. Die KI diente als kreativer Auftakt, nicht als Werkzeug zur endgültigen Gestaltung. So konnte ein Gestaltungsergebnis entwickeln werden, das sowohl konzeptionell fundiert als auch handwerklich und technisch durchdacht ist – verwurzelt in unserer eigenen Handschrift als Gestalter:innen.

Der finale Prototyp entstand im Maßstab 1:1 unter Anleitung von Sebastian Voigt – mittels 3D-Druckverfahren durch einen Kuka®-Industrieroboter. Zum Einsatz kam ein widerstandsfähiges Materialgemisch aus recyceltem Polypropylen (PP) und Glasfasern, das sich durch Wetterbeständigkeit, Farbtreue und hohe mechanische Belastbarkeit besonders für den urbanen Raum eignet. Die amorphe Formgebung ergibt sich direkt aus dem additiven Fertigungsverfahren und verleiht der Serie ihren eigenständigen Charakter.


Entwickelt wurde die Kollektion von uns - dem Team Morari: Jesse Altmann, Klara Schneider, Valentina Lenk

Foto ©Jonathan Dahle
Die Serie wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Designpreis Brandenburg 2023 sowie dem one&twenty-Award 2024 während der Milan Design Week 2024.
Nach dem ersten Prototyp folgte eine weitere Iteration mit optimierter Materialeffizienz und klarer Formsprache. Die gestalterische wie gesellschaftliche Relevanz wurde durch mehrere Auszeichnungen sichtbar:
- Designpreis Brandenburg 2023, Kategorie „Young Professionals“
- one&twenty Winner 2024, Mailand Milan Design Week 2024
- Ausstellung im Rahmen der Berlin Design Week 2024
- Smow JOURNAL, 05.2024
- Publikation in der Bauwelt, Ausgabe 12.2024
- Artikel bei BauNetz Campus, 05.2025

Foto ©Jonathan Dahle